Gemeinwesenarbeit in Vielfalt

Von Thomas Reithmayer, Ivana Cucujkić-Panić, Amar Rajković und Miriam Mayrhofer

Mit dem Projekt Community Work entwickelt die Volkshilfe Wien, unterstützt von der Stadt Wien, seit Frühjahr 2022 einen neuen Ansatz in der Wiener Gemeinwesenarbeit. Dabei werden gemeinsam mit Menschen, die sich zivilgesellschaftlich engagieren wollen, Initiativen entwickelt, welche die Förderung eines friedlichen, solidarischen und inklusiven Zusammenlebens im Grätzl zum Ziel haben. Bei der Umsetzung ihrer Ideen werden sie von der Community Work organisatorisch, personell und zum Teil auch finanziell begleitet. 

Die Initiativen der als Community-Leader*innen bezeichneten Ehrenamtlichen sind künstlerisch, sozial, pädagogisch oder alltagskulturell motiviert. Gemeinsam leisten sie einen Beitrag zur Förderung einer modernen und inklusiven städtischen Identität. Bevorzugter Ort der Umsetzung der Initiativen ist der öffentliche Raum sowohl in der analogen als auch digitalen Welt. Das Projekt fokussiert sich bisher auf Brigittenau, Favoriten, Rudolfsheim-Fünfhaus und im Rahmen der Grätzllabore auf Neubau und Penzing. Das sind Bezirke, die soziale, ethnische, weltanschauliche und kulturelle Diversität aufweisen. 

Herausforderungen und  Hürden


Die Realisierung zivilgesellschaftlicher Initiativen ist mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: bürokratische Hürden, zwischenmenschliche, transkulturelle und intergenerationale Konflikte bis hin zu unklaren rechtlichen oder strukturellen Anforderungen. So ist etwa die Komplexität bei der Einholung von Genehmigungen und der Einhaltung bürokratischer Vorgaben ein wiederkehrendes Problem, das Menschen davor zurückschrecken lässt, sich zu engagieren. Auch die Hemmschwelle, sich in einem oftmals neuen Milieu der Gemeinwesenarbeit samt seiner spezifischen Sprache und den damit verbundenen Codes zu bewegen, erschwert den Einstieg in viele Initiativen. 

Nur durch den Aufbau vertrauensvoller, persönlicher Beziehungen verbunden mit den organisatorischen Skills und der Behördenkompetenz innerhalb des Projektteams gelang es Community-Leader*innen bei der Bewältigung dieser Hürden zu begleiten und ihre intrinsische Motivation aufrechtzuerhalten, bis sich ihre Ideen schlussendlich materialisieren konnten.

Prozessbegleitung: Der Schlüssel zum Erfolg


Die intensive Prozessbegleitung ist nicht nur als administrativer Support zu verstehen, sondern als kontinuierliche, unterstützende und mitunter zeitintensive Begleitung der Community-Leader*innen. Eine Aufgabe, die nur mit viel Geduld, Fingerspitzengefühl, sozialer Kompetenz und langfristiger Begleitung sowie entsprechender Zeitressourcen bewerkstelligt werden kann.

Diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht es nicht nur Initiativen zu realisieren, sondern Community-Leader*innen eine reale Möglichkeit zur Mitgestaltung ihres sozialen Umfeldes und damit verbundener gesellschaftlicher Anerkennung zu eröffnen. Gerade im Fokus auf bisher marginalisierte Communitys, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung entweder selten oder negativ konnotierte Sichtbarkeit erfahren, ist der Aufbau von Vertrauen ein ausschlaggebender Faktor. Ein hohes Maß an zwischenmenschlicher Interaktion, Mediation, Feingefühl sowie Respekt und Wertschätzung im transkulturellen Kontext sind dabei unerlässlich. 

Fazit: Inklusion, Partizipation und Demokratie


Community Work zielt nicht vorrangig darauf ab, Initiativen zu realisieren, sondern tiefgreifende Partizipation zu fördern und Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst als aktive gesellschaftliche Akteur*innen zu erleben. Durch die Unterstützung bei der Umsetzung eigener Ideen wird Community-Leader*innen eine hohe Selbstwirksamkeit ermöglicht, die zur Stärkung des Selbstbewusstseins und größerem Vertrauen in individuelle Fähigkeiten beiträgt. Dies führt zu ausgeprägterer gesellschaftlicher Teilhabe, im Rahmen derer Menschen aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes teilnehmen können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Demokratisierung auf lokaler Ebene. Bewohner*innen haben die Möglichkeit aktiv an Entscheidungsprozessen teilzunehmen, was zu stärkerer Einbindung und nachhaltigerer Entwicklung der Gemeinschaft führt. Dieser essenzielle Bestandteil der Arbeit fördert unmittelbar das Gefühl gesellschaftlicher Zugehörigkeit.

Indem sich Menschen in ihre Nachbar*innen-Schaft einbringen und ihre Umgebung aktiv mitgestalten, entsteht ein starkes Gefühl lokalen Engagements. Dies fördert den Zusammenhalt im Bezirk und schafft ein solidarisches Miteinander, in dem sich alle als Teil eines größeren Ganzen begreifen. Ein zentraler Bestandteil der Community Work ist auch die Anerkennung, die den Community-Leader*innen durch ihre Arbeit und den sichtbaren Erfolg ihrer Initiativen zuteilwird. Sie erfahren nicht nur Anerkennung in ihrer direkten Umgebung, sondern werden auch durch professionelle Medienarbeit sowie die Unterstützung seitens der Stadt, den betreffenden Bezirken und beteiligten Unternehmen in ihrer Bedeutung als aktive Gestalter*innen einer solidarischen Gesellschaft gewürdigt.

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